MuKi-Deutsch

Interview mit Veronika Büchel, Lehrperson MUKI-Deutsch

Frau Büchel, Sie arbeiten mit ausländischen Frauen. Wie lange schon?

Schon sehr lange, ich glaube es sind jetzt fünf Jahre.


Was braucht es für eine Ausbildung, um diesen Frauen zu helfen?

Also, es braucht einen pädagogischen Beruf. Das heisst Lehrerin oder Kindergärtnerin. Möglich ist auch eine Ausbildung in der Erwachsenen-Bildung. Ich bin Kindergärtnerin.


Ist es manchmal schwierig, diese Frauen zu verstehen. Warum?

Ja, schon. Es gibt Frauen, die können gar kein Deutsch oder sie können nur „Hallo, guten Tag“ sagen. Oder es gibt auch Frauen, die gar nicht schreiben können, die Analphabetinnen sind. Für diese ist dieses Muki Deutsch ja da.

Hier lernen sie, was sie sagen müssen, wenn sie beim Arzt sind - oder dass sie bei einem Elterngespräch die Lehrer verstehen. Diese Frauen verstehen uns auch nicht immer, es gibt also gegenseitige Verständnisprobleme.


Wie lange kommen diese Frauen zu Ihnen um Deutsch zu lernen?

Sie kommen ein ganzes Semester lang zu uns. Sie kommen am Dienstagnachmittag zwei Stunden und am Freitagmorgen zwei Stunden.


Wie viel kostet dieser Kurs?

Dieser Kurs ist sehr, sehr billig. Die Frauen müssen fünf Franken pro Stunde bezahlen. Es gibt keinen so günstigen Kurs wie dieser MuKi-Kurs in Suhr. Der Rest bezahlt der Kanton und die Gemeinde.


Diese Frauen haben ja auch Kinder dabei. Was machen die Kinder? Spielen sie oder üben sie auch Deutsch?

Die Kinder müssen eigentlich auch Deutsch lernen, damit sie, wenn sie in den Kindergarten kommen, auch Deutsch sprechen können. Die mitgebrachten Kinder sind manchmal Neugeborene. Die Mütter können ihre Kinder mitnehmen, bis sie in den Kindergarten kommen. Dort lernen sie ja auch Deutsch. Der Kurs ist zeitlich auch so festgelegt, dass die Frauen in den Kurs kommen können und dann aber wieder genug früh nach Hause gehen können, um für die Kinder zu kochen und zu Hause zu sein, wenn sie zurück kommen.


Im Kurs gibt es einen ersten Teil, wo wir alle, auch mit den Kindern zusammen, ein Lied singen. Dann gibt es einen mittleren Teil, wo die Frauen mit den Kindern alleine etwas machen. Danach gibt es wieder einen Teil, wo die Frauen alleine Deutsch lernen. Später gibt es eine Kaffeepause, in welcher die Frauen von Zuhause erzählen. Schliesslich kommt ein letzter Teil, in dem wir alle wieder zusammen ein Abschlusslied singen.


Wie lernen die Frauen Deutsch? Spielerisch, mündlich oder schriftlich?

Wir haben ein Lehrbuch, das die Frauen kaufen können. Es gibt ein erstes Buch und dann noch ein Buch für Fortgeschrittene. Dort lernt man, die Telefonnummer zu sagen, die Adresse etc.; das üben wir zuerst mündlich. Und danach auch noch schriftlich.


Haben Sie auch noch einen anderen Job? Welchen?

Ich bin Mutter von zwei Kindern, die noch erzogen werden müssen. (Lachend zeigt sie auf ihren ältesten Sohn.) Also, in Moment habe ich eine Stellvertretung im Landenhof, einer Schule für Schwerhörige. Dort arbeite ich als Kindergartenlehrerin.


Haben Sie schon immer gewusst, dass Sie einmal mit behinderten - z.B. mit gehörlosen Kinder arbeiten werden? Warum?

Ich interessiere mich schon lange für Kinder und Leute, die etwas anders sind als wir. Ich hatte auch ein Praktikum bei Obdachlosen gemacht. Und ich wollte ihnen helfen. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich mit ausländischen Frauen arbeiten würde.


Bilden Sie sich auch weiter auf diesem Gebiet?

Ja, im Landenhof muss ich jetzt die Gebärdensprache lernen. Und bei den ausländischen Frauen muss ich, wenn sie mit einem Problem kommen, überlegen, an wen ich sie weiter weise. Das muss ich noch ein bisschen lernen.


Liebe Frau Büchel, wir danken Ihnen für dieses interessante Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Glück auf Ihrem weiteren Arbeitsweg.

Dilan / Andrina , Team Lesefutter